Montag, 18. Februar 2013

Ich liebe dich, aber....

"Ich liebe dich, aber ich denke beim Sex manchmal an völlig andere Sachen, zum Beispiel daran, was ich am nächsten Tag noch einkaufen will. Ich weiß auch nicht, warum - an unserem Sex liegt es sicher nicht!"
 
"Ich liebe dich, aber eigentlich bist du nicht mein Typ."
 
"Ich liebe dich, aber feiern heißt für mich: grölen, trinken, singend auf den Tischen tanzen, Körperteile entblößen, ..."
 
"Ich liebe dich, aber dein Bruder/deine Schwester ist so dumm wie ein Ziegelstein/Honigbrot/jemand, mit dem ich unter anderen Umständen nicht zwingend ein Bier trinken gehen würde, es sei denn, es ist ein ganz kleines und kommt direkt nach der Bestellung."
 
"Ich liebe dich, aber darf ich dir ein Mal einen Satz neue Klamotten kaufen? Ein Mal?"
 
"Ich liebe dich, aber wenn ich dich mit unseren Nachbarskindern sehe, wirkst du recht angespannt. Sind dir Kinder generell suspekt oder liegt das an diesen besonderen?"
 
"Ich liebe dich, aber wir kommen aus derart unterschiedlichen Familien, dass unsere Eltern sich gegenseitig zerfleischen würden. Lass uns niemals heiraten: wir müssten die Eltern einladen."
 
"Ich liebe dich, aber könntest du bitte aufhören, "Mumu" oder "Pillermann" zu sagen? Wenn wir über Sex reden, klingst du wie ein Vorschulkind. Oder willst du eigentlich gar nicht über Sex reden?"


Ich gebe es zu, ich stehe auf Ratgeber. Nicht vordergründig aus dem Grund, weil sie Rat geben, sondern, weil sie meistens so angelegt sind, dass man die Kapitel häppchenweise auf dem Klo lesen kann und auch nicht nochmal von vorne anfangen muss, wenn man ein halbes Jahr nicht mehr reingeguckt hat. Als ich bei Blogg dein Buch über das Buch "Urlaub mit deinen Eltern halte ich für keine gute Idee" (sagt die Maus zur Katze) mit dem Untertitel "222 Dinge, die Liebespaare sich mal sagen sollten" von Marc & Jolyne Schürmann gestolpert bin, habe ich es zum Lesen und Rezensieren bestellt. Wenn ein Ratgeber nämlich nicht nur Rat gibt, sondern mich dabei auch noch mit einem Augenzwinkern und feinem Sinn für Humor unterhält, bin ich bestens bedient.

"Urlaub mit deinen Eltern halte ich für keine gute Idee" aus dem blanvalet-Verlag ist unterteilt in 15 Kapitel zu allen wichtigen Themen, die in einer durchschnittlichen Beziehung eine Rolle spielen, zum Beispiel "Andere Männer, andere Frauen", "Bin ich schön?", "Die Quadratur des Freundeskreises", "Schwiegermuttermilch", "Kinderkram", etc.
An jedes Kapitel schließen sich die Dinge an, die man sich als Paar zum jeweiligen Thema mal sagen sollte, immer einleitend mit "Ich liebe dich, aber...." (siehe oben).

Ganz ehrlich: wenn man sich, wie vom Autorenpaar vorgesehen, mit Stift bewaffnet an einem schönen Sonntag mal hinsetzt und gemeinsam dieses Buch "durcharbeitet", sollte man vorher im Hinterkopf haben, wie es um die Kündigungsfrist in der gemeinsamen Wohnung steht und wer hinterher die Couch und wer den Fernseher bekommt. Jegliche Romantik oder gegenseitige Anziehungskraft wird stark in Richtung Null tendieren, wenn man sein Gegenüber bis auf die Knochen angekreuzt und abgehakt hat. Wenn ein konkretes Thema, z.B. der Umzug in eine andere Stadt aus Jobgründen, tatsächlich im Raum steht, müssen beide darüber reden und für sich als Paar eine Lösung finden oder eben als Konsequenz getrennte Wege gehen. Aber das rein hypothetische Festnageln ist für mich weder informativ noch unterhaltsam. Schade! Ich hatte auf 222 lustige Dinge gesetzt, die sich Liebespaare mal sagen sollten und nicht damit gerechnet, dass es hier darum gehen soll, den anderen zu sezieren und die einzelnen Schichten hinterher so wie es dem Partner passt wieder zusammenzubauen.

Sterne gibt es trotzdem, und zwar 2 von 5, weil die einzelnen Kapitel, wo es um das Allgemeine und nicht um das Spezielle geht, tatsächlich durchaus unterhaltsam sind und ich so manches Mal zustimmend nicken und grinsen musste.
 
Hier ein Auszug aus dem Kapitel "Die Quadratur des Freundeskreises":
"Partner mögen die größeren Rechte haben, die älteren Rechte aber liegen bei den Freunden. Sie kennt man seit der dritten Klasse, sie hat man im Unterricht weinen, im Jugendzentrum knutschen und im Rausch kotzen sehen. Sie sind wie der alte Pulli, den man immer noch so gerne anzieht, weil er so gut passt und so vertraut riecht. [...] Jeder Mann hat einen Kumpel, der mit etwas Abstand betrachtet ein Trottel, und jede Frau eine Freundin, die offenkundig eine furchtbare Diva ist. Aber trotzdem, das Weinen, Knutschen und Torkeln, die gemeinsame Geschichte - man mag sie so sehr, weil sie einen daran erinnern, wer man eigentlich ist."

Am Besten hat mir der Witz gefallen, wo ein Mann in die Apotheke kommt und Gift kaufen möchte. Als der Apotheker fragt, wofür der Mann das braucht, antwortet der, er wolle seine Frau ermorden. Apotheker: "Aber das können Sie doch nicht machen!" Als der Mann ein Foto seiner Frau aus der Tasche zieht, sagt der Apotheker: "Achso, Sie haben ein Rezept..."
Darüber hat übrigens auch mein Mann herzhaft gelacht und ich habe ihm nicht unterstellt, dass ich ihn zwar lieben würde, er aber für meinen Geschmack einen viel zu derben Humor habe und sich gefälligst nicht über mich lustig machen solle, wie es das Buch vorschlägt ^^

 
Ein bisschen hat es mich an den Film erinnert, in dem sich der charmante Matthew McConaughey die nervige Kate Hudson an's Bein gebunden hat und sie aus journalistischen Gründen alles versucht, um ihn in die Flucht zu schlagen: "Wie werde ich ihn los in 10 Tagen." Nach der gemeinsamen Lektüre dieses Buches sollte das kein Problem mehr sein.

Weil aber normalerweise gerade die Dinge, die man von seinem Partner nicht bis ins Detail weiß, die Würze einer Beziehung ausmachen, kann ich es nur eingeschränkt weiterempfehlen. Wie gesagt, die Einleitungskolumnen für die einzelnen Kapitel sind durchaus gelungen und witzig beschrieben. Das "Ich liebe dich, aber..." einfach überblättern. Wer das nicht tut und sezieren sexy findet, kann sich eigentlich auch gleich das Buch bestellen, was hinten in der Umschlagseite vorgestellt wird: "Diesen Partner in den Warenkorb legen" - das neue Liebesverständnis einer vernünftigen Generation. Wenn all das nichts hilft: Backmischungen zum Traummann-Backen gibt es bei den Party- und Scherzartikeln in einschlägigen Ramschläden zu Hauf. Und wenn das auch nichts ist, kann man ihn einfach aufessen und muss ihm nicht noch blöde Fragen stellen, um ihn loszuwerden ^^

So, mein Mann kann sich jetzt wieder entspannen, nachdem er beim Lesen des Posttitels und der ersten Zeilen wahrscheinlich leicht ins Schwitzen gekommen ist ;)

Besser als mit dem Buch klappt das mit der Liebe wahrscheinlich mit folgendem Rezept:
 
Man nehme:
 
2 Herzen
1 Prise Romantik
200g Liebe
100g Aufmerksamkeit
50g Humor (je nach Geschmack auch mehr)
2 EL Leidenschaft
1 Pfund Geduld
2cl Vertrauen
und etwas Phantasie...
 
Wichtig: alles zu gleichen Teilen in die Herzen füllen und eine kleine Öffnung lassen, damit neue Zutaten hinzugefügt werden können ;)

5 Kommentare:

  1. Das hast du wunderbar geschrieben! Ich glaube aber auch, dass ich nicht der Typ zum Sezieren bin ... Viel viel lieber verwende ich das kleine Rezept am Ende ;)

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  2. Das kleine Rezept am Ende ist ja süß. Trotzdem danke ich auch für den amüsanten Büchertipp! Ich wünsche euch einen schönen Montagabend, Mari =)

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  3. *brüll* Was für Sachen du immer auftreibst! Genial!!!
    Ich arbeite für den Autokonzern mit den vier Ringen und zwar schon seit bald 14 Jahren, samt einer Standortvetsetzung von Bayern nach BaWü^^ Und mein Tätigkeitsfeld umfaßt die Lackprüfung. Und du?!

    Herzensgrüße,
    Jen

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    1. Ich bin Musiklehrerin, genauer gesagt Instrumentalpädagogik, mit sehr humanen Arbeitszeiten :)

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  4. Anonym2/19/2013

    Zu gleichen Teilen? LOL

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